Längst sind E-Tretroller ein vertrautes Bild in den Metropolen. Auch in kleineren Städten kommen die auch E-Scooter genannten Elektroflitzer immer mehr an. Genau genommen ist E-Tretroller eine fehlerhafte Bezeichnung. Dank des E-Motors muss man gar nicht mehr treten, abgesehen vom oft obligatorischen Kick zum Anfahren.
Man kann sie nicht nur leihen, sondern auch kaufen. Für wen lohnt sich das? Wie finden sich unter dem nunmehr kaum überschaubaren Angebot passende Modelle und was ist beim Kauf zu beachten?
„Der Kauf lohnt sich zum Beispiel für Pendler, die den E-Scooter für die Fahrt auf der letzten Meile einsetzen möchten“, sagt Marcel Mühlich vom Auto Club Europa (ACE). Auch für andere regelmäßige Wege, etwa zum Sport oder zum Kiosk sei ein solches Fahrzeug ein sinnvolles Verkehrsmittel. Das kann Lars Zemke nur bestätigen. „Viele Fahrten mit Auto oder Bus können problemlos durch den E-Scooter ersetzt werden.“ Er selbst nutze für die tägliche Fahrt ins Büro für die letzten zwei Kilometer seinen E-Scooter und gewinne dadurch sogar Zeit, so der Vorsitzende des Bundesverbandes Elektrokleinstfahrzeuge.
Doch worauf kommt es an? „Eine Probefahrt ist Pflicht, gut funktionierende Bremsen sind das A und O, und ein Modell mit möglichst großen Laufrädern minimiert die Unfallgefahr durch Schlaglöcher“, zählt Mühlich auf. Einige Hersteller bieten mittlerweile sogar Blinker, berichtet Zemke. „Der Fahrer muss dann beim Abbiegen kein Handzeichen mehr geben, die Gefahr, das Gleichgewicht zu verlieren, ist damit gebannt.“
Für den Nahverkehr sollte es besser klappen
Im Auge sollte auch die Praktikabilität bleiben. „Das Gewicht des Rollers und die Möglichkeit zum Einklappen sind elementar wichtig“, sagt Zemke. Wolle man das Fahrzeug fürs Pendeln zur Arbeit nutzen, spiele bei der Mitnahme im ÖPNV oder im Zug schließlich jedes Kilo eine Rolle. Sind sie nicht zu schwer und zusammengeklappt, dürfen sie oft gratis als Gepäck mit. Was ansonsten oder genau gilt, kann den Bestimmungen des jeweiligen Unternehmens entnommen werden.
Wirkt der Roller instabil? Finger weg!
Beim Gewicht kommt auch der Akku ins Spiel. „Ein im Fahrzeug integriertes Ladegerät muss nicht extra mitgeschleppt werden, ein herausnehmbarer Akku lässt sich einfach ersetzen“, sagt Marcel Mühlich. Er rät zudem in Sachen Komfort zu Luft- anstelle von Vollgummireifen. „Die sorgen für ein besseres Fahrgefühl, da sie Vibrationen bei unebenem Untergrund besser abfangen.“ Zusätzlichen Fahrkomfort garantiere eine Federgabel.
Solche Ausstattungsoptionen sind nicht zuletzt auch eine Frage des Preises. „Während günstige Modelle beim Discounter schon ab etwa 200 Euro zu haben sind, muss man für qualitativ hochwertige Fahrzeuge, die etwa mit Luftbereifung, breitem Lenker und einem starken Akku ausgestattet sind, deutlich tiefer in den Geldbeutel greifen“, so Zemke. So ein Modell kann laut Mühlich durchaus bis zu 2000 Euro kosten. Dennoch rät er von Billigangeboten ab. „Auch der optische Eindruck spielt eine Rolle: Billig wirkende Bauteile oder ein instabiler Gesamteindruck des Gefährts sind gute Argumente, vom Kauf abzusehen.“
Roller gekauft – nun kann's aber losgehen, oder?
Hat man das Objekt der Begierde schließlich in Besitz genommen und auch versichert, kann es jetzt also endlich losgehen. Oder doch nicht? Ja und nein, lautet die Antwort. Ja fürs Fahren, Nein fürs Fahren im öffentlichen Verkehrsraum. „Für die erste Fahrt mit dem E-Scooter sollte man nicht gleich die Hauptstraße wählen“, lautet Zemkes Rat. Schließlich müsse man sich mit Bremsverhalten, Beschleunigung und nicht zuletzt auch der Balance erst vertraut machen. Für diese Übungsfahrten empfiehlt Mühlich „eine große Freifläche, etwa einen leeren, abgesperrten Parkplatz.“
Zurecht, denn dass auch E-Scooter fahren gelernt sein will, zeigen die zum Teil schweren Verletzungen durch Stürze, die der Boom mit sich gebracht hat. „Besondere Vorsicht ist beim Abbiegen sowie beim Bremsen, vor allem auf nasser Fahrbahn, geboten“, so Mühlich. (dpa/tmn)
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