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Auszeit vom Job

Icon Calendar11.06.2025

Das Sabbatical: Die etwas Längere Pause

Auszeit vom Alltag

Wenn der Alltag nur noch aus Arbeit besteht, wächst die Sehnsucht nach einer langen Auszeit. Ein Sabbatical verspricht Reisen ohne Zeitdruck, neue Impulse und mehr Zeit für Familie. Doch Vorsicht: Die Zusatzferien sind kein Wundermittel.

Tag für Tag, Woche für Woche, Jahr für Jahr – wenn das Leben nur noch aus Arbeit und Alltag besteht, wächst der Wunsch nach einer langen Auszeit. Ein Sabbatical kann da die perfekte Lösung sein. Reisen ohne Zeitdruck, frische Impulse sammeln, neue Sprachen lernen, sich ganz der Familie widmen – es gibt sehr viele Möglichkeiten, mehrere Monate oder gar ein Jahr sinnvoll zu verbringen.

Der Begriff Sabbatical oder Sabbatjahr hat seinen Ursprung in der hebräischen Tradition eines Ruhejahrs für die Landwirtschaft. „Im siebten Jahr soll das Land eine vollständige Sabbatruhe zur Ehre des Herrn halten“, heißt es in der Thora. Ein solches „Ruhejahr“ wollten sich in den 1970er-Jahren auch die Professoren an mehreren amerikanischen Universitäten gönnen. Allerdings keineswegs als Pause, sondern um sich intensiver der Forschung zu widmen. 

Das Beispiel der Univ.-Professoren hat weltweit Schule gemacht, auch der Begriff ist geblieben. Inzwischen hat sich das Sabbatical längst über die Universitäten hinaus in die Arbeitswelt verbreitet und gewinnt in unserer hektischen, leistungsorientierten Gesellschaft immer mehr an Popularität. Was gibt es auch Besseres, als sich bewusst für mehrere Monate oder ein Jahr aus dem Berufsalltag auszuklinken?  

Weltreise und andere Gründe

Helga Niederstätter hat ihr Sabbatical jedenfalls nie bereut. Dass die Selbstmanagement- und Effizienztrainerin diesen Weg in die berufliche Selbstständigkeit gehen konnte, hat sie nicht zuletzt dieser einjährigen Auszeit zu verdanken, die sie vor vielen Jahren, 1993, genommen hat. „Ich habe das Jahr damals genutzt, um 6 Monate in London Englisch zu lernen und ein weiteres halbes Jahr eine Marketingausbildung zu absolvieren“, erzählt die Boznerin. „Vor allem der Aufenthalt in London hat mich selbstsicherer und selbstständiger gemacht, weil ich dort niemanden kannte und auf mich allein gestellt war.“ 

Persönliche Weiterbildung oder der lang gehegte Traum einer Weltreise, das Bedürfnis nach einem beruflichen Neustart oder auch der Zweifel, ob der aktuelle Job noch der richtige ist – die Gründe für ein Sabbatical sind so vielfältig wie die Menschen selbst. Ein gut geplantes Sabbatjahr kann auf jeden Fall helfen, Klarheit zu gewinnen, neue Ideen zu entwickeln oder vielleicht auch den Markt für eine Geschäftsidee auszuloten.

Organisation und Planung

Um das Sabbatical mit allen seinen Vorzügen in Ruhe genießen zu können, ist aber eine gute Organisation und Planung im Vorfeld nötig. Nicht nur die inhaltliche Gestaltung der Auszeit ist wichtig, auch organisatorische Fragen sollten frühzeitig geklärt werden. Es gilt, bei Vorgesetzten rechtzeitig anzufragen, ob ein Sabbatical überhaupt gewährt wird und in welcher Länge. Ebenso wären Kollegen bestimmt nicht erfreut, wenn sie erst im letzten Moment von den Plänen erfahren würden. Nicht zuletzt ist zu bedenken: Ein Sabbatjahr ist in der Regel unbezahlt. Es gilt, die finanzielle Situa­tion zu erörtern und laufende Ausgaben einzukalkulieren, etwa Mieten, Versicherungen und Abgaben. 

Kein Allheilmittel

Ein nicht unbedeutender Punkt: Das Sabbatjahr sollte keine Flucht sein, weder vor persönlichen noch vor beruflichen Problemen. Natürlich bringt eine längere Pause neue Perspektiven und frische Energie, doch nach der Rückkehr bleibt der Alltag oft derselbe. Wer sein Sabbatjahr wirklich sinnvoll nutzen will, kann es als Chance begreifen, an sich selbst zu arbeiten, alte Muster zu durchbrechen und neue Sichtweisen zu entwickeln. Helga Niederstätter ist jedenfalls mit vielen neuen Impulsen von ihrem Sabbatjahr zurückgekehrt und hat sich danach für eine neue Arbeitsstelle im Marketingbereich entschieden. „Ich profitiere heute noch von dieser Auszeit“, sagt sie und rät Unentschlossenen, das Wagnis einzugehen.

Wer hat das Recht auf ein Sabbatical?

Zunächst die Frage: Gibt es überhaupt ein Recht auf ein Sabbatical? Die Antwort lautet in den allermeisten Fällen: Nein. In Südtirol sieht dieses Recht lediglich der Kollektivvertrag für das Lehrpersonal vor, auch für jenes in Kindergärten. Außerdem haben nur langjährige Lehrpersonen mit unbefristetem Arbeitsvertrag Anspruch auf diese Auszeit. Sie können das Sabbatjahr innerhalb eines 5-Jahres-Zeitraumes in Anspruch nehmen, in dem sie jeweils nur 80 Prozent des Gehaltes bekommen. Somit stehen sie auch während der Auszeit nicht ohne Verdienst da. 

Alle anderen Beschäftigten im öffentlichen Dienst können unter gewissen Voraussetzungen um einen unbezahlten Wartestand von höchstens 3 Jahren im 5-Jahres-Zeitraum aus persönlichen, familiären oder Ausbildungsgründen ansuchen. Der Antrag kann jedoch aus verschiedenen Gründen auch abgelehnt werden.

Eine allgemein gültige gesetzliche Regelung für ein Sabbatical gibt es in Italien nicht, wohl aber verschiedene Wege, eine berufliche Auszeit zu nehmen. In manchen Branchen ermöglichen Kollektivverträge Sabbaticals (z. B. für Angestellte, die in der Pflege arbeiten) oder unbezahlte Freistellungen. Ansonsten liegt es in der Regel beim Arbeitgeber, ob er einen unbezahlten Sonderurlaub gewährt. Diesbezüglich dreht sich der Wind seit einigen Jahren: Angesichts des Personalmangels nehmen immer mehr Unternehmen Sabbaticals in ihre Benefits auf. Wer sich eine Auszeit wünscht, sollte das Gespräch mit den Vorgesetzten suchen. Mit guten Argumenten und etwas Verhandlungsgeschick lässt sich oft eine Lösung finden.

Vorteile

• Persönliche Weiterentwicklung: mehr Zeit für Selbstreflexion, neue Erfahrungen und persönliche Projekte 

• Erholung und Stressabbau: Abstand vom Arbeitsalltag kann Burnout vorbeugen und die Gesundheit verbessern 

• Neue Perspektiven: Reisen, Weiterbildung oder soziales Engagement erweitern den Horizont

• Bessere Work-Life-Balance: Möglichkeit, Familie und persönliche Interessen intensiver zu pflegen

 

Nachteile 

• Einkommensausfall: kein Recht auf einen bezahlten Sabbatical, aber Regelungen für eine andere Aufteilung (siehe Bericht) 

• Karriererisiko: Aufstieg eventuell langsamer oder Schwierigkeiten bei der Wiedereingliederung ins Unternehmen

• Fehlende Sicherheit: möglicherweise Unsicherheiten bezüglich des Arbeitsplatzes nach der Rückkehr

• Organisation und Bürokratie: Planung, Absprachen mit dem Arbeitgeber und finanzielle Rücklagen brauchen viel Zeit